Rendsburg-Eckernförde – Die Figuren liegen im Kreis. Sie sind individuell gestaltet und der Kreis zeigt: Alle gehören zusammen. Die Kinder in der Evangelischen Kindertagesstätte Pusteblume in Osdorf haben Pappfiguren gebastelt. Die Figuren stellen sie selbst dar. Mittendrin einige andere Figuren. Sie sehen anders aus als die anderen, haben verschiedene Beeinträchtigungen. Ein Kind sitzt im Rollstuhl, einem fehlt ein Bein, eine ältere Frau schiebt ihren Rollator. Spielerisch haben sich die Kita-Kinder dem Thema Inklusion angenähert. „Ich bin ich und du bist du. Wir sind alle toll, so wie wir sind, Gott hat uns lieb, wie wir sind“, lautete das Motto. Den Rahmen bildete der europäische Protesttag zur Gleichstellung von Menschen mit Behinderungen. In Osdorf haben zum Abschluss alle Kinder der Kita gemeinsam aus ihren gebastelten Figuren ein Hallenbild zusammengetragen. „Damit haben wir Inklusion als Teil von uns allen dargestellt“, erklärt Kita-Leiterin Angela Löhrke.
Einige Kilometer weiter nördlich in Rieseby haben die Kinder sich eine Woche lang mit Bartimäus beschäftigt. Bartimäus ist eine Figur aus der Bibel, ein blinder Bettler, dem Jesus sein Augenlicht zurückgibt Die Kinder der Evangelischen Kita St. Petri haben gemeinsam mit den Fachkräften die Geschichte erarbeitet und eine Augenmaske gebastelt. Damit erleben die Kinder selbst, wie es ist blind zu sein.
Wie in den Kitas Rieseby und Osdorf so erarbeiteten sich auch die weiteren der insgesamt 17 Kindertagesstätten in Trägerschaft des Kirchenkreises Rendsburg-Eckernförde anlässlich des Protesttags Projekte dem Thema Inklusion. In der Kita Kirchenmäuse in Hademarschen kam die Barribox des Instituts für Qualitätsentwicklung an Schulen Schleswig-Holstein (IQSH) zum Thema Hören zum Einsatz. Die Kinder konnten Hörschützer mit unterschiedlichen Hörschutzstufen, Klangschalen, Hörmemory, Gebärdensprachkarten und Aufgabenkarten ausprobieren. Damit haben sie unterschiedliche Beeinträchtigungen erlebt. In der Kita St. Jürgen Rendsburg wurde die Barribox des IQSH zum Thema Sehen verwendet. Im Bewegungsraum nutzten die Kinder Brillen, Tast- und Fühlboxen sowie Aufgabenkarten.
Das Thema Hören und Sprechen stand für die Kita-Kinder in Krusendorf im Mittelpunkt ihrer Inklusionswoche. Ausgangspunkt war die Geschichte vom Turmbau zu Babel, eine Geschichte der Vielfalt der Menschen aber auch des Nicht-Verstehens. Denn Gott hat in Babel, wie es in der Bibel heißt, die Menschen und ihre Sprache verwirrt. Seitdem sprechen die Menschen verschiedene Sprachen, so die Legende. „Im Folgenden haben wir Gebärden zum leichteren Zugang zur Sprache oder auch zum Beten des Vaterunsers nach und nach eingeführt und in den Kita-Alltag integriert“, erläutert Kita-Leiterin Melanie Groenhagen. Die zweite Kita unter ihrer Leitung, die Evangelische Kita Dänischenhagen, widmete sich auch dem Thema Bartimäus.
In der Kita Schilksee erarbeiten die Fachkräfte seit Anfang Mai das Thema Kinderrechte intensiv mit den Kindern. Außerdem probieren die Kinder auch Barriboxen des IQSH aus und erforschen, wie gut die verschiedenen Orte im Stadtteil mit Einschränkungen erreichbar sind. So erleben sie Barrierefreiheit in der Realität und im eigenen Umfeld. In der Kita St. Nicolai Eckernförde haben die Kinder sich im Rahmen ihres wöchentlich stattfindenden Kindersegens mit der Ebenbildlichkeit und der Frage auseinandergesetzt, warum Gott die Welt so bunt und vielfältig gestaltet hat.
„Das Thema Inklusion und inklusive Bildung in der Kita gewinnt immer mehr Bedeutung im Kita-Alltag“, sagt Sophia Fahrenkrug, Fachbereichsleitung Kindertagesstättenarbeit im Zentrum für Kirchliche Dienste des Kirchenkreises Rendsburg-Eckernförde. „Nach zwei intensiven Fachtagen mit unseren Kitaleitungen zum Thema Inklusion und ihrer praktischen Umsetzbarkeit in den Kitas, erarbeiten wir uns im nächsten Schritt gemeinsam mit den Fachkräften und den Kindern ein inklusives Verständnis und eine inklusive Willkommenskultur.“